Im Dschungel des Online-Datings

Ende März 2020: um die Corona-Pandemie einzudämmen, verhängt der Freistaat Sachsen eine Ausgangssperre und Kontaktbeschränkungen. Auf einmal ist alles anders und plötzlich ist auch die Sache mit dem Dating noch komplizierter als zuvor. Das Nachtleben stellt keine Option mehr dar, um jemanden kennenzulernen. Keine langen Blicken mehr, die quer durch das schummrige Licht der Bar geworfen werden. Kein verschwitztes Kennenlernen auf der Tanzfläche.
Aber da es heutzutage für fast alles eine virtuelle Lösung gibt, ist Dating trotz Pandemie nicht abgesagt. Wer bis dato noch keine Dating-App auf dem Handy hatte, hat das wohl spätestens während des Lockdowns geändert. Auch ich habe mich in dieser Zeit dazu entschieden, mir ein Tinder-Profil anzulegen und mich ins Getümmel der Dating-Apps zu stürzen. Natürlich sind Dating-Apps nicht erst seit diesem Jahr angesagt, sondern haben schon seit einigen Jahren einen festen Platz auf den Handys von Singles. Die Corona-Pandemie ließ die Zahl der registrierten NutzerInnen aber sprunghaft nach oben schnellen.
Ich möchte euch mit diesem Artikel eine Übersicht über verschiedene Dating-Apps geben und gleichzeitig etwas aus dem Nähkästchen plaudern, was meine persönlichen Erfahrungen mit Online-Dating betrifft.

 

How to: Online-Dating

Das Prinzip der meisten Dating-Apps ist denkbar einfach: nach links wischen bedeutet Nein, danke und nach rechts wischen heißt so viel wie Gefällt mir. Wischen zwei Menschen nach rechts, entsteht ein Match und man darf einander kontaktieren. Diese Swipe-Match-Idee, welche die meisten Apps gemein haben, ist oberflächlich und basiert auf einem ähnlichen Prinzip wie der Spielautomat Einarmiger Bandit. Es geht also -wer hätte das gedacht- vor allem darum, die NutzerInnen möglichst lange an die App zu binden. Das sollte man bei der Nutzung von Dating-Apps lieber im Kopf behalten, denn sie besitzen damit eine gute Portion Suchtpotenzial.
Trotz allem ist eine Dating-App letztendlich das, was man daraus macht. Man kann wild durch die App wischen, nur einen groben Blick auf die Profile werfen und so die Oberflächlichkeit der App voll ausschöpfen. Man kann man sich aber auch für das Betrachten der Profile Zeit nehmen, das eigene Profil achtsam anlegen und so gleichgesinnte Menschen finden.

 

Die ungeschriebenen Gesetze des Online-Datings

Stürzt man sich in die Wirren des Online-Datings, stellt man schnell fest, dass es dort einige ungeschriebene Gesetze gibt, die es zu beachten gilt. Dazu gehört, dass alles, was auf oder über Dating-Apps geschieht, dem Motto „Alles kann, nichts muss“ folgt und das ist prinzipiell auch gut so. Einziges Manko an diesem Grundsatz: manch eine*r ruht sich darauf aus und nimmt ihn als Rechtfertigung für ein Maximum an Unverbindlichkeit. Dass das problematisch werden kann, wenn man selbst auf der Suche nach ein bisschen Verbindlichkeit ist, liegt auf der Hand.

Außerdem gibt es die Wer-zuletzt-matcht-schreibt-zuerst-Regel, die einige NutzerInnen sogar als Hinweis in ihr Profil aufgenommen haben. Scheint also wichtig und klingt ja soweit auch schlüssig. Der Dating-Klassiker, dass sich zwei gefallen, aber beide zu schüchtern sind einander anzusprechen, nervt schon im realen Leben ordentlich. Also nur vernünftig, sich von diesem Problem zumindest beim Online-Dating zu befreien.

 

 

 

 

Und dann wäre da auch noch das Ghosting, der heimliche Rückzug, das kommentarlose und plötzliche Verschwinden.

Auf einmal werden Nachrichten nicht mehr beantwortet, das Match wird aufgelöst. Ich finde es vollkommen legitim, wenn es einfach nicht gepasst hat und bin überzeugt davon, dass man das in einer simplen, höflichen Nachricht rüberbringen kann. Aber „ghosten“? Das ist eine gängige Praxis, nicht nur auf Tinder. Damit macht man es sich, meiner Meinung nach, sehr einfach und ich bekomme Bauchschmerzen, wenn ich darüber nachdenke, was diese Praktik für das analoge Miteinander bedeutet.

 

Tinder

Seit 2012 kann man sich durch Tinder swipen. Damit ist Tinder zwar nicht die älteste Dating-App ist, den Status der populärsten App hat Tinder aber schnell erlangt. „Tindern“ kann man deshalb mittlerweile auch getrost als Verb verwenden. Wie alle hier vorgestellten Dating-Apps funktioniert Tinder standortbasiert. Genauer gesagt, hat man bei Tinder die Möglichkeit, sich Profile in einem Umkreis von bis zu 160km anzeigen zu lassen. Und das sind verdammt viele, denn gefühlt hat jeder Single (und zahlreiche Nicht-Singles) Tinder.

 

Lovoo

Die Lovoo-App gibt es ungefähr so lange wie Tinder und auch bei Lovoo wird geswipet bis es matcht. Lovoo bietet seinen NutzerInnen außerdem die Möglichkeit, sich auf einer Art „Radar“ andere NutzerInnen in der Nähe anzeigen zu lassen. Man munkelt, die App sei besonders bei jungen Erwachsenen sehr beliebt und der Altersdurchschnitt der NutzerInnen dementsprechend niedrig.
Während Tinder mit Kampagnen wie #singlenotsorry keinen großen Hehl darum macht, dass es der App nicht unbedingt um die Partnervermittlung geht, wirbt Lovoo dagegen mit der großen Liebe.

 

Bumble

 

Vollkommen unberechtigter Weise erscheint mir Bumble wie der Underdog der Dating-Apps. Auch hier heißt links Nope und rechts Like. Bumble zeichnet sich jedoch dadurch aus, dass auf dieser Plattform Frauen den ersten Schritt machen. Gibt es ein Match, muss die Frau die erste Nachricht verfassen, sonst verfällt das Match wieder (außer bei gleichgeschlechtlicher Nutzung). Das Profil kann über „Sticker“ gestaltet werden, die z.B. Größe, Sternzeichen oder sogar Kinderwunsch angeben. Auf diese Weise kann man Profile filtern und sich Menschen mit gleichen Interessen anzeigen lassen. Außerdem besitzt Bumble noch zwei weitere Modi: BFF und Business. Das bedeutet, man kann die App auch zum Knüpfen neuer Freundschaften und zum beruflichen Netzwerken nutzen.

 

OkCupid

Unter den hier vorgestellten Dating-Apps ist OkCupid die dienstälteste. OkCupid ist vor allem international sehr beliebt, hierzulande jedoch eher unbekannt. Anders als bei anderen Dating-Apps füllt man bei der Registrierung auf OkCupid einen Persönlichkeitstest aus, auf dessen Basis man dann Vorschläge potentieller Matches erhält. Der Persönlichkeitstest ist intelligent gestaltet, dementsprechend niveauvoll und „passend“ sind auch die vorgeschlagenen Profile.
Da nur wenige NutzerInnen aus Deutschland bzw. Leipzig registriert sind, halte ich OkCupid für eine gute Option, um auf Reisen neue Menschen kennenzulernen oder mit Freigeistern aus ganz Deutschland in Kontakt zu treten.

 

Grindr

Last, but not least in unserem Quintett der Dating-Apps: Grindr. Auch hier bekommt man Menschen in der Nähe gezeigt, das Swipen bleibt bei Grindr aber aus – man kann die Profile direkt kontaktieren.
Zwar bieten alle anderen bisher genannten Apps auch Optionen für gleichgeschlechtliches Dating, Grindr ist dennoch eine populäre Dating-App für schwule, trans- oder bisexuelle und queere Menschen. Der Aufbau der App macht relativ schnell klar, um welche Art von Dating es hier vorrangig geht: Casual Dating aka Sex.

 

 

Meine Erfahrungen bekommt ihr bald auf die Ohren in meiner nächsten Radiosendung.

 

Stay tuned

 

Eure Stephanie und das Wedding Market Team <3

 

 

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